[Kooperationspartner] Kartoffelmanufaktur Pahmeyer, Sprachschule der AWO Bielefeld, Netzwerk Integration durch Qualifizierung
[Zeitraum] 2015 – 2017
Die Firma Pahmeyer ist ein Betrieb inmitten der ländlichen Region von Werther, einer Kleinstadt bei Bielefeld. Im Interesse des Betriebes steht eine schrittweise nachhaltige Entwicklung des Gesamtprozesses. „Die Menschen, die bei uns arbeiten“, so Marion Pahmeyer, „müssen begleitet werden.“
Die Beschäftigten der Produktion sind mehrheitlich Personen mit geringen Deutschkenntnissen. Leitende Funktionen sind immer mit Muttersprachlern oder Personen mit guten Deutschkenntnissen besetzt.
Gute Deutschkenntnisse sind, neben einer guten Arbeitsleistung, der entscheidende Faktor zum Erreichen einer leitenden Funktion (etwa Linienführer).
Eine Unterstützung beim Deutschlernen erhalten derzeit Zugewanderte aus der Türkei und Polen im Alter zwischen 30–40 Jahren, Arbeitsmigranten aus Rumänien und Bulgarien zwischen 20–35 Jahren und seit 2017 Geflüchtete mit hoher Bleibemotivation, aus Nordafrika und Tadschikistan.
Außerdem ist geplant, dass verschiedene Personen, die aus Zeitarbeitsfirmen übernommen werden sollen an den Deutschfördermaßnahmen teilnehmen sollen.
Das Ehepaar Pahmeyer unterstützt die Angebote zum Sprachtraining, zum Sprachcoaching und auch zum Mentoring sehr gern. Dafür haben sie einen Unterrichtsraum, der für kleine Lerngruppen sehr gut geeignet ist, ermöglicht.
Marc Vergien ist Betriebsleiter und sieht, dass die Mitarbeiter im Unternehmen besonders in sprachlicher Hinsicht Unterstützung benötigen. Er würdigt die Fortschritte der Mitarbeitenden, welche im Rahmen des betrieblichen Deutschtrainings erzielt wurden und findet das Sprachcoaching am Arbeitsplatz unabdingbar, denn er möchte, dass ihn seine Mitarbeitenden verstehen und die Kollegen sich untereinander verständigen können. Genauso wichtig sind aus seiner Sicht jedoch Maßnahmen aus dem Bereich des Mentorings, welche dazu dienen soll das Deutschlernen im Betrieb auf Dauer zu ermöglichen. Auch Doreen Voß, Assistentin der Geschäftsleitung ist überzeugt von dem Angebot der Sprachschule der AWO Bielefeld und der Möglichkeit über das IQ Netzwerk NRW Sprachcoaching und Mentoring zu organisieren und zu erproben.
Was ist Sprachcoaching? Mit dem Bielefelder Modell, Sprachcoaching für berufliche Unterstützung und Qualifizierung, (Daase et. al), das in der vorangegangen Förderphase des IQ Netzwerkes in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld entwickelt wurde, ist ein Erfolgsmodell. In enger Kooperation mit der Fachstelle Berufsbezogenes Deutsch wurden in NRW, aber auch in Hamburg und Hessen zahlreiche Sprachcoaches ausgebildet. Sprachcoaching bedeutet, dass zunächst eine kooperative Bestandsaufnahme durchgeführt wird . Dabei wird die Ausgangslage des Teilnehmenden sowie dessen sprachliche Ressource und die jeweilige Lebens- und Arbeitswelt identifiziert: Was sollten, können und wollen die Lernenden warum, wozu und wie lernen?
Es folgt die Formulierung von individuellen Lernzielen sowie die Nennung von Lernhemmnissen eventuell in Absprache mit dem Betrieb. Trainings-Inhalte werden gesichert und Hilfen auf den Lernenden abgestimmt angeboten und in eine Selbstlernphase übergeleitet. Die Trainingsinhalte werden aus dem Kursraum an den Arbeitsplatz übertragen und Materialien zur individuellen Übung seitens der Coachenden zusammengestellt.
Eine szenarienbasierte Lernfortschrittsmessung (Arbeitsplatzszenarien, welche auf den Betrieb abgestimmt werden) bildet am Ende des Trainings ein wirkungsvolles Instrument zur Sicherung der Lerninhalte und bildet so die Schlussphase im Prozess des betrieblichen Coachings. Sie ersetzt Zertifikate, ist detailliert und aussagekräftig sowie mit dem Betrieb abgestimmt.
Der Schlüssel ist das Mentoring der Führungskräfte. Ziel des Mentorings ist die kompetente Sprach- und Integrationsbegleitung von zugewanderten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Unternehmen.
Abdelsalam R., 30 Jahre ist vor 9 Monaten mit seiner Familie aus Spanien nach Bielefeld gekommen. In Spanien konnte er keine Arbeit mehr finden. Seine ursprüngliche Heimat ist der Norden von Marokko. Mit seinen Kollegen bei Pahmeyer spricht er Arabisch.
Er brät täglich die Pahmeyer-Reibekuchen. Zuhause isst er deshalb nicht mehr so gerne Reibekuchen – im Gegensatz zu seiner Frau, die ganz begeistert ist.
Abdelsalam R.: „Ich brauche eine Arbeit für immer: In Spanien habe ich in der Fleischindustrie gearbeitet und für mich ist diese Arbeit bei der Firma Pahmeyer sehr gut.
Ich kontrolliere, ob die Reibekuchen zu hell oder zu dunkel werden. Ich bediene die Maschinen und überprüfe sie.
Einmal pro Woche habe ich den Sprachkurs besucht. Ohne Deutsch kann ich nicht so gut arbeiten. Jetzt verstehe ich alles besser.“
Abdelsalam R. kennt sich sehr gut aus auf dem Gelände und kann alle Prozesse erklären.
Mögliche Einsatzorte für Sprachcoachings sind Betriebe und Unternehmen, Kliniken, Einrichtungen und Qualifizierungsträger aber auch Bildungsträger mit Angeboten im Rahmen der nationalen berufsbezogenen Deutschförderung (Berufssprachkurse (BSK) nach der DeuFöV).
Sprachmentoring kann sowohl intern als auch extern angeboten werden.
Extern: Beratung zur Umsetzbarkeit von Sprachfördermaßnahmen: Schichtbetrieb / Trainings und zur individuelle Belastbarkeit der TN Durchführung von „Sofortmaßnahmen“: z.B. Vereinfachung des Textes und Ergänzung von Bildmaterial zu den Personalhygieneverhaltensregeln
Intern: Schlüsselpersonen identifizieren und begleiten. Prozessoptimierung: Übernahme und Einarbeitung von Zeitarbeitern, Betriebliche Sprachmentoren auswählen und individuell unterstützen.
Weitere Infos (Broschüre)